D-MER Auslöser

Aufgrund fehlender evidenzbasierter Studien zum D-MER liegen derzeit nur Vermutungen zu den möglichen Auslösern des D-MERs vor, die sich auf einige wenige Untersuchungen und anekdotische Berichte betroffener Mütter stützen.

Da das Auftreten des D-MERs an den MSR* gekoppelt ist, liegen Hormone bzw. Neurotransmitter als Auslöser nahe, die auch die Laktation bzw. den MSR* beeinflussen, wie die Hormone Oxytozin und Prolaktin sowie die Neurotransmitter Serotonin und Dopamin.

Dopamin

Heise verfolgt in ihrer Arbeit den Ansatz, dass Dopamin der D-MER Trigger zu sein scheint. Denn es hat nicht nur eine wichtige Aufgabe bei der Laktation, sondern dessen Mangel kann auch u. a.  zu Dysphorien oder Übelkeit führen.1,3,20 In ihrer gemeinsam mit Wiessinger 2017 veröffentlichten Fallstudie3 beschreibt sie, dass Stoffe, die Dopamin steigernd wirken, den D-MER abmildern konnten.

Beim MSR* wird Dopamin im Gehirn gehemmt, damit das Milchbildungshormon Prolaktin ansteigen kann. Derzeit wird davon ausgegangen, dass bei einer laktierenden Frau mit D-MER eine unangemessene Dopamin-Aktivität beim MSR* besteht, d. h. es kommt zu einem unphysiologischen Abfall von Dopamin beim Anstieg von Prolaktin (zu rasch, zu niedrig oder andere Varianten zur Norm).1,3,6,20

Oxytocin

Oxytocin ist als Trigger erstmal naheliegend, da es jenes Hormon ist, das den MSR* auslöst. Es gibt Wissenschaftler, die Dopamin als Trigger für den D-MER ausschließen, und stattdessen Oxytocin in Verdacht haben. Uvnäs-Moberg et al. gehen in ihrer Arbeit aus 2018 davon aus, dass Oxytocin der Trigger für die Dysphorie im Rahmen des D-MER ist.8 Oxytocin unterstützt Mütter nämlich nicht nur in Bezug auf das Stillen und Bonding, es hilft den Müttern auch, ihr Baby zu beschützen, indem es auch Aggression und die sogenannte „fight-or-flight-Response“ (Kampf-oder-Flucht-Reaktion) triggert. Die Schutzfunktion des Oxytozins wird aktiviert, wenn die Mutter die Umgebung als gefährlich für ihr Baby einstuft. Uvnäs-Moberg et al. gehen davon aus, dass Oxytozin im Fall des D-MERs fälschlicher Weise eine Abwehrreaktion der Mutter hervorruft.

Auch Heise vermutete am Beginn ihrer Arbeit, dass Oxytocin ein Auslöser sein könnte. Bald stellte sich für sie aber heraus, dass die Symptomatik, die bei Oxytocin als Trigger der Dysphorie entstehen müsste, nicht exakt mit jener des D-MERs überein stimmt.1,3,20

Prolaktin & Serotonin scheinen keinen Einfluss zu haben…

Prolaktin: steigt nur sehr langsam nach dem MSR* an und erreicht erst 10-20 Min. nach dem ersten MSR seinen Höhepunkt. Damit scheidet es aus derzeitiger Sicht als Trigger für den D-MER aus.1,8

Serotonin: Untersuchungen zeigen, dass Serotonin Einfluss auf Stimmungslage und Emotionen hat, es aber auch beim Stillen eine Rolle spielt9. Da Heise jedoch explizit berichtet, dass Medikation, die direkt auf den Serotonin-Spiegel wirkt, keine Besserung des D-MERs bringt, wird Serotonin ebenfalls derzeit als Auslöser des D-MERs ausgeschlossen.1

(Anm.: Eine negative Wechselwirkung zwischen einer Depression/Angststörung/Postpartalen Depression und dem D-MER kann angenommen werden, weshalb vermutlich auch immer wieder Frauen berichten, dass sich die Medikation für das ursprüngliche Beschwerdebild mildernd auf den D-MER ausgewirkt hat, obwohl diese nicht auf Dopamin abzielt.)


*MSR = Milchspendereflex